„Trage“, ein Imperativ, der an uns alle gerichtet ist, wenn es um gesellschaftliche Solidarität geht. Der neue Denkort Corona, mutmaßlich der erste in ganz Deutschland, wurde am Freitag, 22. März, feierlich, würdig und recht enthüllt und eingeweiht. Vis-a-vis der St. Franziskus-Kirche, des Bertha-Krupp-Hauses, der KiTa St. Franziskus und der Albert Liebmann Schule an der Frintroper Str. 140 enthüllte Stadtdirektor Peter Renzel mitten im Leben gestern Nachmittag gemeinsam mit dem Künstler Peter Sandhaus die „Gemeinschaftstrage“. Eine überdimensionale Trage, die auch Bahre sein könnte, einlädt zur Nutzung, sei es sitzend oder liegend, sei es allein oder gemeinsam. Einlädt zur Reflektion, vielleicht zu Polarisierung! Edle Verarbeitung, etwas ganz Besonderes eben. Oder wie es der Galaterbrief in 6,2 formuliert: „Einer trage des anderen Last.“
Die St.Josef Frintrop Stiftung hatte den gedanklichen Ball ins Rollen gebracht, die historisch-kulturelle Verankerung der COVID 19 Pandemie in einem Denkort zu realisieren. Und das an einem Ort größter Relevanz in der Rückschau. Pfegende, Vulnerable, Kinder, Jugendliche, Sterbende, Isolierte, Ausgeschlossene.
Vorstandsvorsitzender Arnd Brechmann erinnerte den 22.März 2020 mit der ersten Ausgangssperre exakt vor vier Jahren mit dem Gedanken „Die Welt erlahmte“.
1983 hatte Paul Freres sein Buch verfasst „Kreuze am Wege“, darin ein Hinweis auf das wahrscheinlich wertvollste dieser Art in Essen, das „Pestkreuz“ an der Unterstraße, Ecke Jagdstraße. 1648 hatten Menschen es errichtet nach dem Ende der Pest-Pandemie und des 30-jährigen Krieges mit dem Gebet „Vor Pest, Krieg und Hungersnot, bewahre uns, oh Herr!“ Erinnerung an die Opfer, Dank für das eigene Überleben und Flehen für die Zukunft, waren die Motive.
Spazieren war im Lockdown erlaubt, die Idee des St. Josef-Trail wurde in der Pfarrei St. Josef Essen-Frintrop realisiert, an diesem steht jetzt auch der neue Denkort.
Danke den Förderern finanzieller Natur wie dem PS-Zweckertrag der Sparkasse Essen und die Stiftung der Bank im Bistum Essen, Ars Liturgica und der Stiftung St. Josef Frintrop.
Renzel machte die Dramatik der Pandemie mit Verve deutlich. Entscheidungen mussten getroffen werden, darin sehr wohl auch falsche. In Summe hatte Essen knapp unter 1000 Tote in Verbindung mit C19 zu betrauern. Kontaktverfolgung, Lagezentrum, Trauerbewältigung, Dauerkritik, Weitermachen. Für die Mitarbeitenden in der städtischen Verwaltung eine schier unglaubliche Dauerbelastung gegen einen unsichtbaren Gegner!
Pater Philipp Reichling, Prämonstratenser und Beauftragter von Bischof Franz-Josef Overbeck für Ars Liturgica, weihte das Kunstwerk, segnete es und die rund 80 Menschen, die der Veranstaltung beiwohnten. Kunst im öffentlichen Raum skizzierte Prof. Peter Gorschlüter, Chef am Museum Folkwang, und ordnete die Gemeinschaftstrage als wegweisend ein. Als Mitglied der Jury, die im November 2022 aus etwa 60 Wettbewerbern zu wählen hatte, lobte er die Qualität der Einreichenden. Seelsorgerin Lethen würdigte die Initiative der Stiftung St.Josef Frintrop im Wechselbad der Gefühle auf dem Weg zur Umsetzung. Danke den famosen Pfadfinder*innen von St. Franziskus für die Bewirtung dieser eindrücklichen Veranstaltung. Denkort Corona. Damals erlahmte die Welt. Corona ist noch nicht überwunden, Wunden müssen heilen. Oder mit Jens Spahn „Wir werden einander viel verzeihen müssen!“.
Am neuen Denkort geht es weiter. Gekommen, um zu bleiben. Ein Ort zum Innehalten!
Gemeinschaft trägt!
(Danke an Angela Brechmann, Holger Gries und Christoph Lahme für die Fotos)
Unter folgendem Link finden Sie auf der Homepage des Bistums Essen auch einen Beitrag zum Corona-Denkort: